Hangender Stein
Ein Blick herab vom Zollerngraben
Eine breite Abrisskluft trennt den Hangenden Stein deutlich von der Traufkante am Raichberg. Tiefe Risse und Spalten zeugen davon, dass hier ein langsamer, aber unaufhaltsamer geologischer Prozess im Gange ist: Immer wieder lösen sich Gesteinsmassen am Rand des Albtraufs und stürzen in die Tiefe. Auf diese Weise verlagern sich die Steilstufen am zerklüfteten Nordwestrand der Alb über Millionen von Jahren allmählich zurück.
Hoch oben an der Traufkante eröffnet sich ein atemberaubender Panoramablick, doch die außergewöhnlichste Besonderheit dieses Ortes bleibt den meisten Besuchern verborgen: Der Raichberg liegt mitten im – oder besser gesagt – auf dem Zollerngraben, einer rund 30 Kilometer langen und etwa 1,5 Kilometer breiten tektonischen Struktur, die sich Richtung Nordwesten bis ins Albvorland zieht.
Der ungewöhnliche Umstand, dass der Graben heute höher liegt als seine Umgebung, erklärt sich durch ein geologisches Phänomen namens Reliefumkehr: Die Gesteine im Grabeninneren waren besser vor Abtragung geschützt als die Gesteine an den Grabenschultern. Später schützten die härteren Kalkschichten des Oberjuras Bereiche der darunterliegenden weicheren Mergelschichten des Mittleren Juras. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel für dieses Phänomen ist der Zeugenberg, auf dem die Burg Hohenzollern thront – auch er befindet sich im Bereich des Zollerngrabens.
Übrigens: Die häufigen Erdbeben in der Region stehen im Zusammenhang mit einer komplexen Störungsstruktur, der sogenannten Albstadt-Scherzone. Der Zollerngraben ist das Produkt von Dehnungskräften in dieser Zone.
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